Gelenkprobleme beim Hund haben viele Gesichter
Zugegeben, es ist als Hundebesitzer nicht immer leicht, ein Gelenkproblem zu erkennen, wenn dieses nicht direkt im Nachgang einer Fraktur oder einer anderen offensichtlichen Unfall-Situation heraus entsteht. Es lohnt sich daher, einen Blick auf die einzelnen Gelenkstrukturen zu werfen. Welches stellen die am häufigsten auftretenden Probleme dar?
Sehnen
Sehnenerkrankungen kommen bei Hunden eher selten vor. Zeigt der Hund allerdings Schmerzen im Schulterbereich, könnte ein Abriss oder Teilabriss der Bizepssehne die Ursache dafür sein. Immer wieder werden auch Hunde mit einem Achillessehnenabriss in der Tierarztpraxis vorstellig. In beiden Fällen muss ein operativer Eingriff erfolgen.
Bänder
Bei Bändern kommt es bei weitem häufiger zu Beschädigungen. Nach einem Trauma sind oft die Seitenbänder an Sprung- und Kniegelenk betroffen. Dr. Thomas Dittus klärt auf: "Eine nicht selten auftretende Problematik stellt beim Hund ein Kreuzbandriss dar. Im Gegensatz zum Menschen, bei dem eine Kreuzbandruptur in der Regel traumatisch bedingt ist wie zum Beispiel nach einem Sportunfall, sind beim Hund meist Fehlstellung des Kniegelenks, Übergewicht oder Verschleiß die Ursache. Auch die Frühkastration von Hündinnen als Ursache wird diskutiert." Das Kreuzband kann dabei komplett oder auch nur teilweise reißen. Ein nicht erkannter Teilabriss führt in vielen Fällen zu einer schweren Arthrose.
Auch in diesen Fällen ist der behandelnde Tierarzt sofortige Anlaufstelle. Der Kleintierpraktiker erläutert: "Denn in der Kleintierpraxis wird heute sehr erfolgreich mit Bandersatz, Umstellungsosteotomie, um die Fehlstellung der Gelenkflächen zu korrigieren, oder anderen chirurgischen Methoden gearbeitet."
Knochen
Wenn es um die Knochen geht, denkt jeder Hundebesitzer an dieser Stelle mit Sicherheit an eine Fraktur. Hierzu erklärt der Tierarzt: "Frakturen können durch ein Trauma entstehen, wie beim Menschen gibt es aber auch Ermüdungsbrüche. Je nach Situation wird sich der behandelnde Tierarzt für eine konservative Methode entscheiden - Cast-Verband zur Ruhigstellung der Fraktur - oder auch zur operativen Frakturbehandlung mithilfe von Platten und Schrauben oder Nägeln." Doch an Knochen kann es auch zu entzündlichen Erkrankungen kommen, wie beispielsweise einer Enostose (eine nichtinfektiöse Entzündung des Knochens) oder eine Osteomyelitis (eine akute oder chronische Entzündung des Knochens und des Knochenmarks, die meist von einer bakteriellen Infektion herrührt). Degenerative Erkrankungen wie Wirbeldeformationen treten oft rassespezifisch auf (hierfür anfällig sind z.B. Möpse oder französische Bulldoggen).Um eine interessante erbliche, von den Knochen ausgehende Gelenkerkrankung handelt es sich beim sogenannten Radius curvus, eine Fehlbildung des Vorderbeins, bei der die Ulna (Elle) verkürzt ist, während der Radiusknochen (Speiche) weiter in einer Kurve wächst.
"In Summe lässt sich sagen, dass beim Hund - gleich wie bei uns Menschen auch - die großen Gelenke wie die Hüfte, das Knie, die Schulter oder der Ellenbogen am häufigsten Probleme bereiten", erklärt Dr. Thomas Dittus darüber hinaus. "Einen Sonderfall, der in der Praxis nicht selten vorgestellten Gelenkprobleme, nämlich der Zwischenwirbelgelenke, stellt der Bandscheibenvorfall dar. Hiervon sind vor allem kurzläufige Rassen wie der Dackel, bei ihm nennt sich das dann Dackellähme, betroffen. Hier wird im Einzelfall entschieden, ob konservativ behandelt wird oder eine Operation notwendig ist."